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KI made in Europe: Mistral, Nvidia und der Traum von einer souveränen EU-KI
Irgendwie sagen wir das häufig, aber es ist mal wieder eine dieser Wochen, in denen sich die Ereignisse überschlagen. OpenAI hat o3-Pro veröffentlicht, das langsamste, aber beste Modell bisher. Und dann scheint Mark Zuckerberg so verzweifelt über seinen KI-Fortschritt zu sein, dass er kurzerhand 15 Milliarden Dollar auf den Tisch legt, um 49 % an ScaleAI zu erwerben, um vor allem dessen CEO und ehemaligen Mitbewohner von Sam Altman, Alexandr Wang anzustellen. Das könnte einer der teuersten “Aqui-Hires” überhaupt sein.
Nachdem fast das gesamte Llama-Team das Unternehmen verlassen hat, gibt es Gerüchte, dass Zuckerberg Entwicklern von DeepMind und OpenAI neunstellige Beträge zum Wechseln anbietet. Das sind mindestens 100 Millionen für eine einzelne Person!!! Dennoch machen wir heute in der großen Nuss einen Europa-fokussierten Exkurs. Es erwartet euch also eine sehr dichte AI-Peanuts-Ausgabe!
Peanuts für heute:
🇪🇺 Die Große Nuss: KI made in Europe: Mistral, Nvidia und EU-KI
🛠️ Trai it Out: Ist dieser KI-Browser die Zukunft des Webs?
💰️ Highlight: Mark Zuckerberg kauft sich sein Traum KI-Team zusammen

🥜 Die größte Nuss:

🇪🇺 KI made in Europe: Mistral, Nvidia und der Traum von einer souveränen EU-KI
Südlich von Paris entsteht gerade ein KI-Rechenzentrum mit Zehntausenden Nvidia-Chips. Das französische Start-up Mistral AI will damit nicht weniger als die Grundlage für ein eigenständiges europäisches KI-Ökosystem legen.
Und es bekommt Rückendeckung von Nvidia, der französischen Regierung und, wie es aussieht, bald auch aus Berlin.
Europa will unabhängig werden
Arthur Mensch, Chef von Mistral AI, erklärt das Problem so: Europäische Unternehmen und Regierungen suchen verzweifelt nach KI-Modellen, die nicht von US-Konzernen kontrolliert werden.
Das ist keine Liebeserklärung an die DSGVO (die man von uns ja ständig hört zum Beispiel 😍). Es geht um knallharte Geopolitik. Die Abhängigkeit von amerikanischer KI-Infrastruktur gilt längst als große Schwäche unseres Kontinents.
Der große Wendepunkt für den Kurswechsel war scheinbar als US-Senator JD Vance im Februar sagte, die USA „führen bei KI – und das soll auch so bleiben". Mistral zufolge stieg die Nachfrage nach ihren Modellen danach spürbar an.
Das erste europäische Reasoning-Modell ist da
Mistral hat jetzt einen wichtigen Meilenstein erreicht: Das erste europäische Reasoning-Modell ist da. Diese "denkenden" Modelle können komplexere Probleme Schritt für Schritt durchdenken – wie z.B. OpenAI’s o-Serie.
In Tests soll das neue Mistral-Modell mit den amerikanischen Konkurrenten mithalten können. Zumindest in bestimmten Bereichen.
Der große Vorteil: Unternehmen können diese Modelle komplett lokal betreiben und nach ihren Wünschen anpassen. Das wird offenbar stark nachgefragt – aber viele Kunden wollen nicht nur die Software, sondern gleich die passende Hardware-Infrastruktur dazu.
Mistral Compute: Ein KI-Stack für Europa
Mit Mistral Compute geht das Start-up noch einen Schritt weiter: Statt nur Modelle zu bauen, will Mistral nun auch die Recheninfrastruktur bereitstellen. Vom GPU-Cluster über die Orchestrierung bis hin zur API: Wer will, kann sich seinen eigenen KI-Stack ins Rechenzentrum stellen.
Im Zentrum steht ein neues Rechenzentrum bei Paris mit zunächst 40 Megawatt Leistung und 18 000 Nvidia-Chips. In 18 Monaten soll die Anlage auf 100 Megawatt anwachsen. Mistral verspricht dabei, „Frontier AI in Your Hands“ zu bringen – also nicht nur die besten Modelle, sondern auch die Kontrolle darüber.
Nvidia spielt die Europa-Karte
Europa kann vieles, aber bei GPUs MÜSSEN wir auf Nvidia vertrauen. Die unterstützen das Projekt nicht nur mit Hardware, sondern auch politisch. CEO Jensen Huang hat den Chip-Deal persönlich mit Frankreichs Präsident Macron ausgehandelt. Macron war danach so begeistert, dass er höchstpersönlich bei potentiellen Kunden anrief, um sie zu überzeugen.
Der Plan ist größer als nur Frankreich: Nvidia will in ganz Europa 20 KI-Rechenzentren aufbauen. Ziel ist es, die Rechenkapazität auf dem Kontinent binnen zwei Jahren zu verzehnfachen.
Auch Deutschland ist dabei: Heute noch trifft sich wohl der Nvidia CEO mit Bundeskanzler Friedrich Merz. Hoffentlich ist bei diesem Treffen das Pult nicht zu niedrig!
Kann Europa wirklich mithalten?
Für Nvidia geht es um Marktanteile. Für Europa um nichts weniger als strategische Unabhängigkeit. Präsident Macron spricht offen von einem "Kampf um Souveränität". Europa soll nicht nur KI regulieren, sondern endlich selbst welche bauen.
Mistral ist derzeit das einzige bedeutende Unternehmen in Europa, das an großen KI-Modellen arbeitet. Von der deutschen Firma Aleph Alpha haben wir seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr gehört. DeepMind war früher europäisch, gehört aber seit 2014 zu Google. Und wenn Europa nicht aufpasst, würde es uns kein Stück wundern, wenn Mistral ein fettes Angebot von einer der großen US-Firmen bekommt.
Das französische Rechenzentrum ist ein wichtiger Schritt. Aber die Dimensionen zeigen auch, wie weit der Weg noch ist: Mistral verbaut 18.000 Nvidia-Chips.
Zum Vergleich: Elon Musk will den Supercomputer von xAI auf 200.000 Chips erweitern. Meta-Chef Mark Zuckerberg plant langfristig sogar mit 350.000 Nvidia-Chips.
Das heißt nicht, dass Europa chancenlos ist – ganz im Gegenteil. Aber die Unterschiede in Größe und Geschwindigkeit sind gewaltig.

🛠️ Trai it out:
Ist dieser KI-Browser die Zukunft des Webs?

In der Tech Welt gibt es seit einigen Jahren einen sehr beliebten Browser namens Arc (auch wir sind aktive Nutzer und Fans!). Doch das Team dahinter sorgte für große Enttäuschung als sie letztes Jahr ankündigten, die aktive Entwicklung an Arc auslaufen zu lassen.
Das taten sie allerdings nicht, weil sie das Ziel, einen neuen Browser zu etablieren aufgaben - ganz im Gegenteil: Mit dem neuen Browser Dia wollten sie einen neuen Anlauf wagen, die Marktmacht von Google Chrome anzugreifen - diesmal allerdings mit einem klaren AI-First Ansatz. Lange musste man warten, doch seit dieser Woche ist Dia endlich in einer Public Beta.
Dia ist in etwa das, was dabei rauskommen würde, wenn ChatGPT und Google Chrome ein Baby hätten - ein Browser mit einer sehr präsenten KI-Funktion.
Diese KI-Funktion funktioniert quasi wie ChatGPT, nur eben mit dem vollen Kontext dessen, was man gerade im Browser macht, sieht und liest. Und das über alle offenen Tabs hinweg.

Mögliche Use-Cases sind dann also z.B.:
Dia Fragen zur aktuellen Website beantworten lassen (z.B. bei Recherche Tasks)
Diverse Produkte über verschiedene Tabs hinweg miteinander vergleichen lassen (quasi ein Online-Shopping Assistent)
Antworten in Emails mit dem Kontext des Kalenders oder Notizen aus Notion verfassen lassen
Außerdem kann man mit Dia eigene “Skills” erzeugen, Fähigkeiten, die einem klaren System Prompt unterliegen.
Wirklich verstehen, was Dia ist und ob das vielleicht die Zukunft der Web Browser ist, kann man unserer Einschätzung nach wirklich nur durch’s eigene Ausprobieren. Neben der Waitlist, kann man Dia als Arc Nutzer schon heute auf Mac ausprobieren. Also einfach erst Arc herunterladen und dann mit dem Arc Browser auf die Dia Seite navigieren.
Spannende Demos:
Somebody hooked up Claude Code to pair program with o3 and Gemini 2.5 via MCP for an all-star coding lineup 🤯
- Claude controls the work
- Can call out to Gemini and o3 for tasks and input
- Works around MCP limit by using prompt filesCheck out Zen MCP (link below)
— Ian Nuttall (@iannuttall)
3:27 PM • Jun 12, 2025
Tools kurz & knackig:
HuggingFace Sheets — KI-First Spreadsheet & Daten Tool
Viberunner — Vibe Coding für Desktop Apps
Higgsfield — Neue Version des Video-Tools u.a. mit Flux Kontext
Cursor ToDos — Neues Feature macht komplexere Umsetzungen einfacher

🍭🍬 Gemischte Tüte
📖 Must Reads:
Unsere Gemischte Tüte ist immer vollgepackt - in dieser neuen Sektion kuratieren wir die aus unserer Sicht wichtigsten 3 Links:
Sam Altman hat einen lesenswerten Blogpost geschrieben: Superintelligenz sei bereits auf dem Weg und „Lange Zeit haben sich technische Leute in der Startup-Branche über die ‚Idea-Guys‘ lustig gemacht; Menschen, die eine Idee hatten und ein Team suchten, um sie umzusetzen. Es sieht jetzt für mich so aus, als ob deren Zeit nun gekommen ist.“ Und: „Viele sind neugierig, wie viel Energie eine ChatGPT-Anfrage verbraucht. Die durchschnittliche Anfrage verbraucht etwa 0,34 Wattstunden, ungefähr so viel, wie ein Ofen in etwas mehr als einer Sekunde.“ Link
Meta gründet ein Superintelligenz-Labor: Mark Zuckerberg kauft sich mit 49% bei Scale AI ein und zahlt dafür satte 14,8 Milliarden Dollar. Alexandr Wang von Scale AI (übrigens der frühere Mitbewohner von Sam Altman) soll nun Metas neues KI-Labor leiten. Zuckerberg sucht gerade persönlich 50 neue Teammitglieder aus und lässt sogar die Büros umbauen, damit die neuen Leute direkt neben ihm sitzen. Das Verrückteste aber: Zuckerberg soll Entwickler von DeepMind und OpenAI mit bis zu neunstelligen Gehältern abgeworben haben. Neunstellig heißt mindestens 100 Millionen Dollar - für eine einzelne Person! Link, Link
OpenAI veröffentlicht o3-pro - und macht das normale o3 um 80% billiger: Das neue o3-pro ist deutlich leistungsfähiger als das normale o3 und steht jetzt allen ChatGPT Pro-Nutzern zur Verfügung. Der Haken: o3-pro ist teilweise dreimal langsamer als o1-pro. Dafür hat OpenAI aber das normale o3-Modell um satte 80% im Preis gesenkt. Das ist ein ziemlich aggressiver Schachzug, der wahrscheinlich Google und Anthropic unter Druck setzt, ihre Preise ebenfalls zu senken. Plötzlich wird o3 zu einem alltagstauglichen Modell, das Entwickler für ihre Anwendungen nutzen können. Link
🇪🇺 EU-News:
DeepMind und UK-Regierung automatisieren Bauanträge: Handgeschriebene Pläne und Karten werden in 40 Sekunden digitalisiert. Link
👩💻 Tech-News:
Hier ist ein detailliertes Gegenstück zu „AI-2027“ - einem gut recherchierten Bericht wie sich KI in den nächsten Jahren entwickeln könnte. Link
OpenAI macht ChatGPTs Voice-Modus natürlicher – neue Stimmen, verbesserte Betonung, bessere Gesprächsdynamik. Link
OpenAI bucht massiv Rechenleistung bei Google Cloud – trotz direkter Konkurrenz. Link
NotebookLM ist eines der unterschätzten KI-Tools. Im neuen Update gibt es eine integrierte Websuche, die zusätzlich zu den eigenen Quellen weitere Inhalte für dich sucht. Link
Klarna bietet menschlichen Kundenservice jetzt nur noch als „VIP“-Feature an – als wäre eine echte Person schon ein Luxusprodukt. Link
Google AI Studio wird bald vermutlich nicht mehr kostenlos nutzbar sein – der Dienst wechselt zu einem API-Modell, Bezahlstruktur folgt. Link
Der von Claude geschriebene Blog ist schon wieder Geschichte – nach wenigen Tagen eingestellt. Link
Meta stellt ein neues KI-Weltmodell vor – es soll Fortschritte bei Robotik und autonomem Fahren ermöglichen. Link
Die Regierung von Trump hat ein ernsthaftes Problem mit Datensicherheit: Nach dem Signal-Leak sind nun auch vollständige Regierungspläne zur KI auf GitHub aufgetaucht. Link
OpenAI verschiebt den Start seines Open-Source-Modells auf später im Sommer. Link
Claude-Projekte unterstützen ab sofort 10x mehr Inhalte. Bei Überschreiten des Limits schaltet Claude automatisch in einen neuen Retrieval-Modus. Link
Manus hat einen neuen Chat-Modus – kostenlos und ohne Limit. KEIN LIMIT! FÜR UMSONST! Keine Ahnung wie das funktionieren kann. Link
🇨🇳 China & AI Race:
Chinesische Tech-Konzerne wie Tencent und ByteDance deaktivieren ihre KI-Tools während der Uni-Aufnahmetests (Gaokao), um Schummelei per KI zu verhindern. Im ganzen Land! Auch Fotoanalyse-Funktionen wurden blockiert. Link
👷 Work & Education:
Cursor-CEO spricht im YC-Interview über Softwareentwicklung im Jahr 2027 – mehr Agenten, weniger manuelles Coden. Link
🔐 AI Safety:
OpenAIs Policy-Leiterin Joanne Jang veröffentlicht ein Blogpost zur Frage: Wie menschlich darf oder soll KI wirken – und was bedeutet „Bewusstsein“ im KI-Kontext überhaupt? Link
In der Meta-App haben einige Nutzer nicht bemerkt, dass ihre Chats mit der KI öffentlich waren. Einige Gespräche waren extrem persönlich. Link
Scammer nutzen KI, um Fake-Studierende in Onlinekurse einzuschreiben – und dann Finanzhilfen abzugreifen. Link
🖼️ Kreativindustrie:
Googles neue KI-Features machen Newsseiten platt – der organische Traffic von Medien wie HuffPost und WaPo ist um mehr als 50 % eingebrochen. Link
AMC geht den nächsten Schritt Richtung KI-TV-Produktion und arbeitet künftig mit Runway zusammen. Ziel: Promo-Materialien via KI generieren und Serienideen vorab visualisieren – ohne Kamera, ohne Set. Link
Disney und Universal verklagen Midjourney wegen Urheberrechtsverletzung – es geht natürlich um Trainingsdaten. Link
🔥 Takes:
in 2 years, not using AI to do your job will be like coming to work without a computer
— Shaan Puri (@ShaanVP)
2:54 PM • Jun 11, 2025

🧂 Salty Memes:
Kontext: Das sind alles "Acqui-Hires" vom letzten Jahr – also ein Unternehmen hauptsächlich zu erwerben, um dessen Personal zu rekrutieren. Amazon stellte David Luan, den CEO von Adept, ein. Microsoft zahlte 650 Millionen für InflectionAI, Google stellte den Mitbegründer von Character.AI erneut ein für 2,7Mrd! Und nun holt sich Meta den CEO von Scale AI. Diese Zahlen sind absolut verrückt und zeigen, wie viel AI-Unternehmen bereit sind, für die besten Talente zu zahlen.


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