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💀 Das Internet, wie wir es kennen, stirbt

Eine verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig ruhige Woche und womöglich die Ruhe vor dem Sturm. Auf Twitter kursieren GerĂŒchte ĂŒber das kommende Open-Source-Modell von OpenAI, das sehr beeindruckend sein soll. Und GPT-5 könnte noch diesen Monat kommen. Aber ein GesprĂ€ch hat uns diese Woche doch stutzen lassen. Mehr dazu in der heutigen großen Nuss.

Peanuts fĂŒr heute:

  • 💀 Die Große Nuss: Das Internet, wie wir es kennen, stirbt

  • đŸ› ïž Trai it Out: Teste den neuen Voice Assistant von Eleven Labs

  • đŸ§‘â€đŸ’Œ Highlight: OpenAI wird zur Beratungsriesen - Palantir-Style

đŸ„œ Die grĂ¶ĂŸte Nuss:

💀 Das Internet, wie wir es kennen, stirbt

Was passiert mit dem Internet, wenn die Grenzkosten fĂŒr Content-Erstellung gegen Null gehen? Wenn jeder Mensch im Durchschnitt ein Lied schreibt, ein Buch verfasst, ein Video erstellt, einen Blog startet und ein Programm programmiert? Wenn KI in Sekunden produziert, wofĂŒr Menschen frĂŒher Wochen brauchten?

Eine mögliche Antwort liefert Matthew Prince, CEO von Cloudflare, mit Zahlen, die wir so noch nie gehört haben. In einem Talk auf dem Cannes Filmfestival hat er eine Analyse vorgestellt, die zeigt: Wir stehen vor dem Ende des traditionellen Web-Ökosystems.

Die schockierenden Zahlen

Prince argumentiert, dass das traditionelle GeschĂ€ftsmodell des Internets – erstelle Content, Google schickt Traffic, du verdienst Geld – innerhalb weniger Jahre kollabiert ist. Um zu verstehen, wie dramatisch dieser Wandel ist, muss man sich die Entwicklung der letzten zehn Jahre anschauen.

  • Vor zehn Jahren war die Welt noch in Ordnung: FĂŒr jede zwei Seiten, die Google durchsuchte (also scrapte), erhielten Content-Ersteller im Schnitt einen Besucher zurĂŒck. Google zeigte damals noch die klassischen 10 blauen Links an, die Nutzer ermutigten, auf die Original-Websites zu klicken.

  • Vor sechs Monaten – also noch bevor Google seine AI Overviews einfĂŒhrte – war das VerhĂ€ltnis auf 6:1 abgestĂŒrzt. Schon damals wurden 75% aller Google-Anfragen direkt auf der Google-Seite beantwortet, ohne dass Nutzer ĂŒberhaupt noch Links klickten. Google fasste den Original-Content zusammen, zeigte Werbung an – aber der Traffic fĂŒr die Ersteller des eigentlichen Content war weg.

  • Heute steht das VerhĂ€ltnis bei 18:1 – Prince schĂ€tzt, dass 90% aller Google-Suchen heute enden, ohne dass jemand auf einen einzigen Link klickt. AI Overviews machen das möglich – sie fassen alles zusammen, zeigen daneben Werbung an, und der Original-Creator geht leer aus.

Das ist bei den KI-Unternehmen noch deutlich ausgeprÀgter. Bei OpenAI verschlechterte sich das VerhÀltnis von gescrapten Seiten zu Besuchern innerhalb von nur sechs Monaten von 250:1 auf heute 1.500:1. Bei Anthropic (die Firma hinter Claude) ist es von 6.000:1 auf heute 60.000:1 gestiegen.

Das bedeutet: Claude scrapt 60.000 Webseiten fĂŒr jeden einzelnen Nutzer, der dann tatsĂ€chlich eine der Quellen besucht.

Was bedeutet das?

Erstmal, dass Nutzer sich offensichtlich nicht fĂŒr die Quellenlinks interessieren, die Perplexity, ChatGPT oder Claude ausgeben. Es geht um eine schnelle Beantwortung einer konkreten Frage – nur selten folgt eine kritische Auseinandersetzung mit den Quellen.

Zweitens, der traditionelle “Vertrag” des Internets bröckelt: Erstelle guten Content, Google schickt dir Traffic, du kannst Werbung schalten, Abos verkaufen oder wenigstens berĂŒhmt werden. Dieser Deal existiert nicht mehr.

Drittens: Die Grenzkosten fĂŒr die Content-Erstellung gehen gegen null. KI kann in Sekunden Artikel, Videos, Podcasts und ganze Websites erstellen.

Und das ist der Punkt: Je mehr Content es gibt, desto wertloser wird er. Je besser KI wird, desto weniger brauchen Menschen Original-Quellen. Das Internet wird nicht mehr ein Ort sein, wo Menschen mit Menschen sprechen – KI wird uns zahlenmĂ€ĂŸig zu drastisch ĂŒberlegen sein.

Wenn ein Gut keine Knappheit besitzt, hat es auch keinen Wert. Wenn Content-Erstellung kostenlos ist, wird das Internet geflutet und verliert seinen Wert.

Aber wer weiß?! Vielleicht ist es auch ein goldenes Zeitalter fĂŒr Content, weil Personen, die vorher nicht die Möglichkeiten zur Erstellung hatten, sie jetzt bekommen. Nur bei der Monetarisierung von Inhalten im Internet – da wird es problematisch.

Aber was wird dann aus dem Internet?

Wir können auch nur raten. Vielleicht eine Fragmentierung in geschlossene digitale RÀume mit Menschen, die man kennt oder die bestÀtigt menschlich sind:

  • Private WhatsApp-Gruppen

  • Kleine Foren und Discord-Server mit echten Menschen (wie in den 90ern)

  • Private Newsletter und Paid Communities

NatĂŒrlich muss man dazu sagen, dass das goldene Zeitalter des Internets nicht erst durch KI beendet wurde. SpĂ€testens SEO-Artikel haben das Internet mit mehr und mehr Schrott gefĂŒllt, und KI fĂŒhrt einfach nur zu einer weiteren Eskalationsstufe. Aber wie sich das grundlegende GeschĂ€ftsmodell von Inhalten im Internet im Zeitalter von KI verschiebt, ist eine Dynamik, die wir sehr aufmerksam beobachten.

đŸ› ïž Trai it out:

Teste den neuen Voice Assistant von Eleven Labs

Eleven Labs, das fĂŒhrende KI Text-to-Speech Unternehmen, mit dessen Tools man u.a. extrem realistische Stimmen designen und beliebige Texte sprechen lassen kann, hat ein spannendes “Experiment” gelaunched: 11.ai ist ihre Interpretation eines hilfreichen Voice-Assistenten.

Das ist erst mal nichts, was es so nicht schon gibt, und ChatGPT z.B. mit seinem Advanced Voice Modus in Àhnlicher Form bietet. Aber der Trick bei Eleven ist, dass man es mit wenig Aufwand via MCP (falls du wissen willst, was das ist, haben wir es hier aufgeschrieben) mit externen Tools verbinden kann.

Out of the box gibt es Anbindungen an Google Calendar, Notion, Perplexity, Slack und ein paar weitere Tools - mit ein bisschen manuellem Aufwand lassen sich aber auch jegliche andere Tools anbinden.

Was damit möglich wird, ist einem insofern komplett selbst ĂŒberlassen. Als Beispiel kann man z.B. Notizen aus Notion abrufen, KalendereintrĂ€ge anlegen, den Status Quo von diversen Projekten abfragen - Nachrichten in Slack vorlesen und schicken lassen und so weiter.

Wir empfehlen, es einfach mal auszuprobieren. Sprache als Interface zu den diversen Tools wird immer normaler - ChatGPT ist ja gerade auch dabei, Tools einfacher anbinden zu lassen, nur eben noch nicht in der EU. Somit bietet 11.ai mindestens schon ein mal die Chance, potentielle Use Cases, die man in Zukunft ggf. auch mit ChatGPT löst, auszuprobieren!

Spannende Demos:

Tools kurz & knackig:

  • Epicure – Rezepte mit Hilfe von KI erstellen

  • Hunyuan-Gamecraft — Paper/Demo zu interaktiven KI-Games

  • Dyad — Local und Open Source Vibe Coden

  • Clarify — KI-First CRM

🍭🍬 Gemischte TĂŒte

📖 Must Reads:

Unsere Gemischte TĂŒte ist immer vollgepackt - in dieser neuen Sektion kuratieren wir zukĂŒnftig die aus unserer Sicht wichtigsten 3 Links:

OpenAI wird zur Beratungsriesen - Palantir-Style: OpenAI expandiert massiv in hochpreisige Beratungs- und Anpassungsdienste. FĂŒr mindestens 10 Millionen Dollar erhalten Großkunden Zugang zu "Forward Deployed Engineers", die maßgeschneiderte GPT-Modelle auf Basis proprietĂ€rer Unternehmensdaten entwickeln. OpenAI tritt damit in direkten Wettbewerb mit Palantir, Accenture und spezialisierten KI-Startups. Link

KI als "Good Enough"-Tool: Wann Perfektion nötig ist und wann nicht: KI funktioniert gut bei Aufgaben, bei denen ein „good enough“-Ergebnis ausreicht. Deshalb mĂŒssen FĂŒhrungskrĂ€fte lernen zu unterscheiden, wo KI-Output genĂŒgt (z. B. Routine-E-Mails) und wo menschliche Exzellenz entscheidend ist (z. B. PrĂ€sentationen vor dem Vorstand). Drei zentrale Fragen helfen bei der Entscheidung: Schafft menschlicher Aufwand echten Mehrwert? Ist Geschwindigkeit wichtiger als QualitĂ€t? Wie hoch ist das Risiko bei Fehlern? Link

Massive AI-Adoption trifft minimale Zahlungsbereitschaft: Spannende Studie von Menlo Ventures. 61% der Amerikaner haben AI in den letzten sechs Monaten genutzt - global sprechen wir von 1,8 Milliarden Menschen, davon 600 Millionen tĂ€glich. Trotz dieser enormen Nutzung zahlen nur 3% der User fĂŒr Premium-Services. Millennials (24%) sind die hĂ€ufigsten tĂ€glichen Nutzer, nicht Gen Z. Boomers nutzen AI zu 45% - 11% sogar tĂ€glich. Studenten fĂŒhren mit 85% Adoptionsrate. Link

đŸ‡ȘđŸ‡ș EU-News:

  • Black Forest Labs aus Deutschland veröffentlicht FLUX.1 – ein open-weight Bildbearbeitungsmodell, optimiert fĂŒr Consumer-Hardware. Link

  • UK-Wettbewerbsbehörde untersucht Google – spannende Daten zu LLM-Nutzung und verĂ€ndertem Suchverhalten. Link

đŸ‘©â€đŸ’» Tech-News:

  • Google hat fĂŒnf große neue Tools veröffentlicht:

    ‱ Gemini CLI bringt ein Sprachinterface fĂŒr Developer direkt ins Terminal.

    ‱ Colab AI bekommt einen smarten Assistenten, der DatensĂ€tze analysiert und ganze Pipelines iteriert.

    ‱ Imagen 4 generiert realitĂ€tsnahe Bilder – inklusive sauberem Text – jetzt ĂŒber Gemini API verfĂŒgbar.

    ‱ Gemma 3n bringt LLMs auf GerĂ€te mit nur 2GB RAM.

    ‱ Doppl lĂ€sst dich Kleidung virtuell anprobieren via Selfie – als Video. Link

  • Mustafa Suleyman stellt „Chain of Debate“ vor – der nĂ€chste Schritt nach Chain of Thought: KI-Modelle sollen sich gegenseitig widersprechen, diskutieren, debuggen. Link

  • xAI baut einen Cursor-Klon – basierend auf Grok 3.5. Link

  • OpenAI stellt „CriticGPT“ vor – ein internes Tool, das menschliche Fehler beim Codereview erkennt. Menschen + KI kombinieren ihre StĂ€rken beim Testlauf und erzielen messbar bessere Ergebnisse. Link 

  • ChatGPT bekommt neue Funktionen fĂŒr iOS: Du kannst jetzt Dateien direkt ĂŒber die iPhone-App mit GPT-4o analysieren – PDFs, Screenshots, alles direkt vom GerĂ€t oder aus Google Drive. Link 

  • Google testet AI-Übersichten fĂŒr Werbung in den Suchergebnissen: Nutzer sehen jetzt bei manchen Keywords-Ads automatisch generierte KI-Zusammenfassungen dazu. Momentan nur in den USA. Link 

  • IBM verfolgt eine Multi-LLM-Strategie: Statt auf ein Sprachmodell zu setzen, wird je nach Use-Case das passende gewĂ€hlt. Unternehmen wollen FlexibilitĂ€t. Link

  • Microsofts eigene KI-Chips kommen nicht voran – das Projekt hinkt Nvidia deutlich hinterher. Link

🇹🇳 China & AI Race:

  • DeepSeeks neues Modell verzögert sich – ExportbeschrĂ€nkungen fĂŒr Nvidia-GPUs bremsen Chinas KI-PlĂ€ne. Link

  • Baidu bringt Chinas grĂ¶ĂŸten Open-Source-KI-Release seit DeepSeek: Ernie geht an den Start. Link

  • Xiaomi bringt seine ersten KI-Smartglasses mit 2K-Video, Sprachassistent – und das fĂŒr rund 250 Euro. Link

đŸ‘· Work & Education:

  • Ökonomen: Der RĂŒckgang bei White-Collar-Jobs liegt nicht an KI, sondern an strukturellen Marktverschiebungen. Link

  • Verizon integriert Gemini in den Kundenservice – Conversion steigt angeblich um 40 %. Link

🆕 Neue Anwendungsfelder:

  • Anthropic-Studie: Nur 2,9 % der KI-Chats drehen sich um emotionale UnterstĂŒtzung – doch fast alle Nutzer verlassen GesprĂ€che besser gelaunt. Link

🔐 AI Safety:

  • McKinsey: LLMs verĂ€ndern die Wissenschaft – neue Innovationszyklen durch KI-gestĂŒtzte Forschung. Link

đŸ„ Health & Science:

  • DeepMind launcht AlphaGenome – ein KI-System zur Genanalyse, das DNA-Mutationen untersucht und deren biologische Wirkung vorhersagt. Es könnte in Zukunft helfen, Krankheiten frĂŒher zu erkennen. Link

  • Das Microsoft AI-Team teilt Forschungsergebnisse, fĂŒr “medizinische Superintelligenz”. Link

đŸ–Œïž Kreativindustrie:

  • Creative Commons will mit „CC Signals“ ein Framework fĂŒr ein offenes KI-Ökosystem etablieren. Ziel: Klarere Regeln, wie Inhalte fĂŒr KI genutzt werden dĂŒrfen. Link

  • Hollywoods Pivot zu KI-Videos hat ein Prompting-Problem. Link 

  • Suno ĂŒbernimmt WavTool – die Browser-basierte DAW wird Teil des KI-Musiktools. Link

  • Velvet Sundown: Eine KI-generierte Band erreicht 400.000 monatliche Spotify-Hörer. Link

🧂 Salty Memes:

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