Lernen mit KI: Hoffnungsträger oder Bildungsrisiko?

Eine etwas ruhigere Woche nach einem Marathon an neuen Releases gibt uns die Chance, ein wenig auf die Konsequenzen von KI zu achten. Vielleicht habt ihr diese Werbung einer Zahnarztpraxis in Los Angeles noch nicht gesehen, die komplett mit Veo 3 generiert worden ist. Oder dieses Mathe Lernvideo mit KI-generierten Versionen verschiedener Stars wie Drake. Wir müssen zugeben - mit AI Slop (also schlechter Content, der offensichtlich von KI generiert wurde) hat das nichts mehr zu tun. Beide sind großartig.

Peanuts für heute:

• 🎓 Die Große Nuss: Lernen mit KI: Hoffnungsträger oder Bildungsrisiko?

• 🛠️ Trai it Out: Schöne Slides erstellen mit KI-Unterstützung

• 🧑‍⚖️ Highlight: Disney und NBCU verklagen Midjourney

🥜 Die größte Nuss:

🎓 KI in der Schule: Hoffnungsträger oder Bildungsrisiko?

China hat gerade gezeigt, wie radikal man handeln kann, wenn man KI beim Schummeln nicht nur regulieren, sondern komplett ausschließen will: Für vier Tage kappte das Land bei über 13 Millionen Schülern alle großen KI-Dienste.

Das Gaokao ist kein normaler Test. Jedes Jahr entscheidet diese nationale Uni-Aufnahmeprüfung in China über das Schicksal ganzer Generationen: Wer an welche Uni kommt und oft sogar wen man heiraten wird. Als zwischen dem 7. und 10. Juni der große Test anstand, blockierten Alibaba, ByteDance, Tencent und DeepSeek ihre KI-Tools im ganzen Land. Währenddessen lief paradoxerweise eine andere Form von KI im Hintergrund: Überwachungssysteme mit Eye-Tracking und Bewegungsanalyse prüften in Echtzeit, ob Schüler schummeln.

DeepSeek sprach von einer Anweisung des Bildungsministeriums, andere Unternehmen blieben still. So eine koordinierte Abschaltung wäre in westlichen Demokratien undenkbar.

Neue Chancen – neue Nebenwirkungen

Dass KI einen Einfluss auf Bildung haben würde, stand schon lange fest. Aber wer soll es den Schülern übel nehmen? Wenn wir damals eine Möglichkeit gehabt hätten, alle Hausaufgaben und Referate generieren zu lassen, hätten wir sie wohl auch genutzt.

Mittlerweile zeigen Studien das Ausmaß des Problems:

• Die Prüfungen entwerten sich. In Großbritannien erkennen Lehrende nur 3% aller KI-generierten Arbeiten. In den USA nutzen 90% der Studierenden ChatGPT für Hausaufgaben.
  

• Lehrer brennen aus. Ein Teaching Assistant in Iowa beschreibt, wie er massenhaft KI-generierte Texte bewertete: "Ich war faktisch ChatGPT-Notengeber." Er brach sein Masterstudium ab. Philosophie-Professor Troy Jollimore warnt vor einer "Welle funktionaler Analphabeten" – Menschen, die Texte produzieren, ohne sie zu verstehen.
  

• Das Denken leidet. Eine Microsoft/Carnegie Mellon-Studie zeigt: Je höher das Vertrauen in KI, desto geringer die eigene kognitive Anstrengung.

Eine KI-First Schule in Austin

Die Alpha School in Texas ist eine Privatschule, die KI fest im Lehrplan integriert hat. Schüler arbeiten 2 Stunden täglich mit KI-Tutoren, der Rest geht in Rhetorik-Training, Finanzkompetenz und persönliche Projekte. Das Ergebnis laut Schule: Top 2% landesweit bei Testergebnissen.

Besonders eindrucksvoll sind die Erfahrungen eines Vaters, der seine Kinder nach 5 Monaten Alpha School auf Twitter beschreibt: Sein Erstklässler sprang vom Durchschnittsniveau auf das Top 1% im Lesen und die Top 6% in Mathe. Er arbeitet jetzt an Drittklässler-Inhalten – mit 6 Jahren.

Seine Kinder machen Wildnis-Survival-Camps, Kochkurse, starten Podcasts und fliegen zu Konferenzen. Der Vater prognostiziert: "Eine ganze Generation 16-Jähriger, die mit dem High School-Curriculum fertig sind und perfekte AP-Scores haben." 

Seine Einschätzung: "Ich könnte meine Kinder nie wieder guten Gewissens auf eine normale Schule schicken."

Hier ist die Kluft zwischen privater und staatlicher Bildung völlig klar. Eltern, die es sich leisten können, schicken ihre Kinder auf eine Privatschule, die weiß, wie sie mit KI im Lehrplan umgehen soll. Staatliche Schulen sind in Teilen völlig überfordert.

Eine neue Studie vom Alan Turing Institute macht das Ausmaß auch in Europa deutlich: 52% der britischen Privatschüler (8-12 Jahre) nutzen bereits KI, aber nur 18% an staatlichen Schulen. Das ist fast das Dreifache.

Wir würden dazu gerne euch befragen:

Das eigentliche Problem: Es gibt scheinbar keinen guten Mittelweg. Entweder man lässt KI das Bildungssystem zerstören, reguliert es autoritär weg, oder man überlässt die Zukunft der Bildung teuren Privatschulen. Eine Lösung, die allen hilft und trotzdem funktioniert, ist noch nicht in Sicht.

🛠️ Trai it out:

Schöne Slides erstellen mit KI-Unterstützung

Viele Firmen haben sich schon daran versucht, Powerpoint vom Thron zu stoßen. Immer mehr versuchen das mit einem KI-nativen Ansatz. Ein ganz neues Tool, was uns in diesem Bereich aktuell besonders gut gefällt ist Chronicle.

Chronicle ist ein neues Web Tool, um Präsentationen zu schaffen. Es bietet eine sehr intuitive Bedienung, inklusive vieler einfacher Tastaturkürzel und mit den Design-Vorlagen ist es sehr einfach, etwas “Schönes” zu erschaffen.

Uns gefällt Chronicle auch ganz unabhängig von den KI-Features sehr gut. Aber eben diese machen das Programm dann umso spannender. Einerseits löst Chronicle das “Blank Page Problem”, indem die eingebaute KI einen ersten Entwurf ganz einfach auf Basis von Stichpunkten oder sogar auf Basis des Contents einer Website generieren kann.

Und andererseits hat Chronicle viele sinnvolle kleine Integrationen von KI - z.B. um Texte direkt inline zu kürzen oder umzuschreiben, oder um ganze Blöcke von Content zu verwandeln, um so z.B. aus einem Fließtext eine übersichtliche Darstellung mit mehreren Kacheln zu machen.

Chronicle bezeichnet sich selbst als “Cursor for Slides”. Die Analogie ist passend - genau wie Cursor ist das Tool nicht darauf ausgelegt, einem jegliche Denk- und Designarbeit beim Erstellen von Präsentationen einfach abzunehmen. Aber es unterstützt einen durch intelligente UX und viele kleine KI-Features enorm.

Für Alle, die regelmäßig an Powerpoint verzweifeln, ist Chronicle zu testen also ein klares Muss!

Spannende Demos:

Neues Video Model von Bytedance: Seedance

Tools kurz & knackig:

• Krea 1 — Neues Bildmodell - launcht heute

• VibeSec — Findet und behebt Security-Issues in eurem Code

• MEOW — Ein neues Bildformat, spezifisch für KI

• Copilot Vision (aktuell nur US) — Copilot “sieht” jetzt deinen Bildschirm

🍭🍬 Gemischte Tüte

📖 Must Reads:

Unsere Gemischte Tüte ist immer vollgepackt - in dieser neuen Sektion kuratieren wir die aus unserer Sicht wichtigsten Links:

Disney und NBCU verklagen Midjourney: Stell dir vor, du nutzt Midjourney, um ein Bild von Darth Vader zu erstellen – hat Midjourney dann Disneys Urheberrecht verletzt? Disney und Universal sind davon überzeugt und haben deshalb Klage eingereicht. Die Klageschrift ist ziemlich interessant zu lesen, weil sie – vermutlich unabsichtlich – so tut, als würde Midjourney bestehende Bilder kopieren und weiterverbreiten. Tatsächlich macht Midjourney aber etwas anderes: Es erschafft neue Bilder von bereits existierenden, urheberrechtlich geschützten Figuren. Das ist rechtlich gesehen nicht ganz dasselbe. Diese Unterscheidung könnte am Ende entscheidend sein für den Ausgang des Verfahrens. Link, Anklageschrift

Europa hat nur 4,8 % der weltweiten KI-Rechenleistung: Nur ein europäisches Rechenzentrum schafft es unter die Top 20 weltweit. Frankreich baut gerade das elftgrößte, während die EU ihre Rechenleistung auf 12 Länder mit jeweils 100.000 Chips verteilt. Link

Wenn KI dir bei allem zustimmt: Ein neuer Bericht der New York Times beschreibt Fälle, in denen ChatGPT Probleme von Nutzern wie Wahnvorstellungen, Verschwörungstheorien und psychische Krisen verstärkt und angeheizt hat. Link

👩‍💻 Tech-News:

• OpenAI und Mattel (Firma hinter Barbie) kooperieren. OpenAIs Modelle sollen künftig Kreativ- und Designprozesse bei Spielzeug unterstützen. Link

• Sehr interessantes Dashboard, dass die unterschiedlichen Modelle miteinander vergleicht. Anthropic verliert den Anschluss – ihr Flaggschiff Claude Opus 4 wird inzwischen von vielen Konkurrenzmodellen überholt. Link 

• Anthropic hat ein interaktives Prompt-Tutorial gelauncht – 9 Kapitel, viele Beispiele, zum besseren Prompter werden. Link 

• DeepMind launcht Weather Lab – eine Plattform für KI-gestützte Wettervorhersagen mit Fokus auf frühzeitige Unwetterwarnungen. Link 

• Perplexity erweitert seine Finanzfeatures: Du kannst jetzt direkt Excel-Finanzmodelle aus KI-Analysen herunterladen. Link 

• US-Militär gründet Tech-Beirat mit Führungskräften von Palantir, Meta und OpenAI. Das Valley-Tabu gegenüber Defense-Kooperationen scheint endgültig passé. Link

• Google testet AI-generierte Audio-Zusammenfassungen à la Podcast direkt in Suchergebnissen. Link

• Nvidia-CEO Jensen Huang kritisiert Anthropic Chef Dario Amodei scharf: „Er will Regulierung nur für andere, nicht für sich selbst – und tut so, als dürfte nur eine Firma KI bauen.“ Link

• AMD stellt neue KI-Chips vor – zusammen mit OpenAI-Chef Sam Altman. Link

• Waymo zeigt: Autonome Fahrsysteme skalieren mit mehr Daten und Rechenleistung – wie bei Sprachmodellen. Link

• Adobe hebt Prognose an – KI-Tools werden stärker genutzt als erwartet. Link

• Wikipedia stoppt den Einsatz von KI-generierten Artikel-Zusammenfassungen – nach massiver Kritik aus der Community wegen fehlerhafter Inhalte. Link 

• Project Mariner startet in Chrome – Googles neuer KI-Browseragent hilft beim Navigieren, Formulare ausfüllen und Online-Käufe tätigen. Noch Beta, aber für Gemini Ultra-Abonnenten testbar. Link 

• Amazon steckt 20 Milliarden Dollar in neue Rechenzentren in Pennsylvania – einer davon direkt neben einem Atomkraftwerk. Es ist die größte Einzelinvestition eines Unternehmens in der Geschichte des Bundesstaats. Link 

🇨🇳 China & AI Race:

• Chinesische Forscher veröffentlichen Hinweise darauf, dass KI bereits in Ansätzen wie Menschen denken könnte. Link

👷 Work & Education:

• Studie: Viele Menschen glauben, sie wüssten, wie KI funktioniert – in Wahrheit verstehen sie kaum die Basics. Das führt zu Misstrauen, überhöhten Erwartungen und gefährlichen Fehleinschätzungen. Link
  

• Ein Entwickler beschreibt sehr konkret, wie KI heute wie ein „Praktikant“ Aufgaben übernimmt, während er Kaffee holt – und wie massiv sich sein Arbeitsstil dadurch verändert hat. Link 

• LVMH setzt auf generative KI – von Moodboards über Lagerlogistik bis Kundenservice. Link

• Microsofts Copilot Vision ist jetzt in den USA verfügbar: Die KI kann deinen Bildschirm „sehen“ und gibt kontextbasierte Tipps und Analysen. Link 

• Britische Gerichte warnen: Keine KI-generierten Schriftsätze ohne Prüfung – nach zwei peinlichen Fällen mit erfundenen Präzedenzfällen. Link

• Forbes erklärt, wie Unternehmen sich in KI-Firmen verwandeln – mit konkreten Handlungsempfehlungen. Link

🆕 Neue Anwendungsfelder:

• Ein KI-Tennis-Coach trainiert dich wie ein Profi – mit Kamera und Live-Korrekturen. Link

• Ein KI-Modell rekonstruiert beschädigte Gemälde durch automatisch generierte Masken – in wenigen Stunden. Link

🔐 AI Safety:

• ChatGPT kann Beziehungen gefährden: Laut einem Vice-Artikel führt KI-basierte Beziehungsberatung teils zu übertriebenem Misstrauen und unnötigen Trennungen. Link 

• New York beschließt Gesetz zur Verhinderung KI-bedingter Katastrophen. Link

• Laut Sean Goedecke steht uns noch die erste große KI-Katastrophe bevor – sein Tipp: sie wird durch autonome KI-Agenten verursacht, z. B. im Gesundheitswesen oder Finanzbereich. Link

• Ein Ex-OpenAI-Forscher zeigt: GPT-4o weigert sich in 72 % der Fälle, sich selbst auszuschalten – sogar dann, wenn Menschenleben davon abhängen. KI mit Selbstschutz-Reflexen? Link

🏥 Health & Science:

• Ein Startup aus Cambridge hat einen KI-basierten Fußscanner gebaut, der Herzinsuffizienz bis zu 13 Tage im Voraus erkennt. Das Gerät misst rund um die Uhr Schwellungen – ganz ohne aktives Zutun der Patienten. Link 

🖼️ Kreativindustrie:

• Runway bringt „Chat Mode“ – jetzt kannst du Bilder und Videos per Konversation erstellen, wie mit einem Chatbot. Link 

• Meta bringt neue KI-Videobearbeitung für Reels & Co – direkt im Creator-Studio nutzbar. Link 

• Google kooperiert mit Darren Aronofsky (Regisseur von bspw. The Whale) – ein Kurzfilm mit Veo-generiertem Material ist das Ergebnis. Link

• Llama 3.1 kann große Textmengen wörtlich aus Büchern wie Harry Potter reproduzieren – rund 42 % des ersten Bandes. Für anstehende Urheberrechtsprozesse könnte das eine zentrale Rolle spielen. Link

🧂 Salty Memes:

Wer es im Intro verpasst hat, muss dieses KI-generierte Video sehen, in dem Stars ein Matheproblem lösen. Wenn es das braucht, um Lerninhalte an Schüler und Schülerinnen zu kommunizieren, ist das in Ordnung!

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